Hermes - Götterbote des Projektmanagements?

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Hermes

Es gibt reichlich Methoden und Standards im PM. Eine davon ist HERMES. Was sich dahinter verbirgt und wofür es eingesetzt wird, erfahren Sie hier.

Was ist HERMES?

HERMES („Handbuch der Elektronischen Rechenzentren des Bundes, eine Methode zur Entwicklung von Systemen“) ist ein offener & frei verfügbarer Standard der schweizerischen Bundesverwaltung zur Führung/Abwicklung von Projekten und ist seit April 2013 in der Version HERMES 5 verfügbar. Entwickelt wurde die Methode primär für Projekte in den Bereichen Informatik und Telekommunikation, für die sie beim Bund in der Schweiz seit 1986 verbindlich eingesetzt wird. Durch ihren Einsatz auch für andere Projekte, wie organisatorische Vorhaben sowie die Entwicklung von Dienstleistungen und Produkten, tendiert die Methode zunehmend zu einem universellen Werkzeug für Projektmanagement.

Einfaches Vorgehensmodell

Einen zentralen Bestandteil von HERMES bildet sein einfaches Phasenmodell, mit dem eine konkrete Vorgehensweise festgelegt ist, um die Durchführung und Planung von Projekten zu erleichtern. Es besteht aus den vier Phasen Initialisierung, Konzept, Realisierung und Einführung, für die jeweils die Aktivitäten und die zu erarbeitenden Ergebnisse beschrieben sind. Dies schafft gerade beim Aufsetzen eines Projekts einen guten Überblick und erhöht im weiteren Verlauf die Transparenz. 

Klare Rollendefinition

Neben dem zeitlichen Ablauf sorgt HERMES auch für einen guten Überblick über alle beteiligten Partner im Projekt. Hierfür sind die Beziehungen zwischen den Rollen der Stamm- (u. a. strategische Leitung, Vorgabestellen) und jenen der Projektorganisation (u. a. Projektleitung, Auftraggeber) definiert. Zusätzlich sind die Verantwortungen, Befugnisse und Fähigkeiten für jede Rolle der Projektorganisation klar festgelegt. Dies sorgt für Klarheit darüber, welche Rollen besetzt werden müssen und welcher Partner in welcher Form für anstehende Aufgaben und Ergebnisse zuständig ist.

Größtmögliche Transparenz für alle

Eine dritte Perspektive auf das Projekt ergibt sich bei HERMES, indem jede Rolle der Projektorganisation einer der Hierarchieebenen Steuerung, Führung oder Ausführung zugeordnet ist. Da hiermit offengelegt wird, auf welcher Ebene Rollen zugeordnet und Entscheidungen verankert sind, sorgt diese Sicht für weitere Transparenz hinsichtlich der Governance eines Projekts.

Wofür wird HERMES angewendet?

Mit seiner einfachen Struktur will HERMES die Prozesse des Projektmanagements greifbarer machen. Um gleichzeitig verschiedene Projektarten mit ihren spezifischen Charakteristika zu berücksichtigen, werden unterschiedliche Szenarien mit den jeweils erforderlichen Methoden angeboten – beispielsweise für die Entwicklung und Integration einer IT-Anwendung (mit und ohne agiler Steuerung), die Bereitstellung einer Dienstleistung bzw. eines Produkts oder die Anpassung der Aufbau- und Ablauforganisation einer Organisationseinheit. Zusammengesetzt sind diese Szenarien aus Modulen, die thematisch verbundene Aufgaben, Ergebnisse und Rollen beinhalten und den Phasen zugeordnet sind. Beispielsweise ist das Modul Projektgrundlagen der Phase Initialisierung zugeordnet und gruppiert u. a. die Aufgaben und Ergebnisse, um grobe Anforderungen und eine rechtlichen Sicherung zu erarbeiten. 

Zertifizierungen für alle Projektbeteiligten

Für die praktische Arbeit und vor allem für die Zusammenarbeit kann es sinnvoll sein, sich zertifizieren zu lassen. Es gibt zwei Stufen, die aufeinander aufbauen: Für den Einstieg und für alle Projektbeteiligten „HERMES 5.1 Foundation“ und für Fortgeschrittene, wie Projektleiter, „HERMES 5.1 Advanced“.

Fazit

Zusammenfassend stellt HERMES ein transparentes und sofort anwendbares Instrument dar, mit dem sich Projekte leicht planen und steuern lassen. Auf Grund seines einfachen modularen Aufbaus und des allen Szenarien zugrundliegenden Vorgehensmodells macht es Projekte leichter vergleichbar und bietet auch für weitere Projektbeteiligte, wie Fachspezialisten und Anwender, einen guten Überblick. 

Als vorteilhaft erweist sich auch die Möglichkeit des Taylorings und die Verfügbarkeit einheitlicher Dokumentvorlagen. Auf der anderen Seite stellen die einfache Struktur, das lineare Vorgehensmodell sowie die eigene Nomenklatur gewisse Einschränkungen dar, welche die Anwendbarkeit begrenzen.  Erfahrungsgemäß suchen aber viele Anwender für ihr Projektgeschäft nach Orientierung und stärkerer Unterstützung in Form einfacher Modell und Vorlagen und vielleicht ist es gerade das, was eine genauere Beschäftigung mit HERMES attraktiv macht.

 

Autor:

PD Dr. Peter Hastreiter

PD Dr. Peter Hastreiter
Zertifizierter Projektmanagement-Trainer (GPM)
Zertifizierter Trainer HERMES 5 Foundation Level