Teambuilding - Eine lohnende Investition

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Teams meistern auch wilde Gewässer

Projektarbeit ist Teamarbeit. Dass Teams im Grunde mehr leisten können als Einzelpersonen, ist bekannt. Trotzdem kann Teamarbeit manchmal auch schwierig und schleppend verlaufen. Deshalb ist es wichtig, diesen Team-Faktor über den Verlauf der Projektarbeit im Blick zu behalten und ihn kontinuierlich zu reflektieren und zu entwickeln.

Viele der Faktoren, die zu einem gelungenen Teamwork beitragen, können von Projektmitarbeitern nicht erzwungen werden. Bestimmte Werte, wie Kollegialität, Offenheit, Zuverlässigkeit oder gegenseitiger Respekt, können nicht angeordnet oder gar durch Druck erzeugt werden. Druck erzeugt in den meisten Fällen Gegendruck – und am Ende erreicht man im besten Falle Konformität.

Lässt sich Teamfähigkeit im Projekt herstellen? Häufig wird nur über die mangelnde Kollegialität anderer, über deren fehlende Verbindlichkeit geklagt. Niemand sagt: „Ich leide so unter meiner eigenen Unverbindlichkeit – wie kann ich diese abstellen“? Selbst ist man nicht unkollegial, sondern nur flexibel! Und noch ein weiterer Umstand kommt hinzu: Wie jemand seine Teamzugehörigkeit ausdrückt, bedeutet noch lange nicht, dass dies auch dem entspricht, was der andere erwartet. Einer schlechten Teamarbeit liegen also oftmals unterschiedliche Einstellungen und Erwartungshaltungen zugrunde.

Diese und viele andere Themen lohnen sich im Rahmen eines Teamentwicklungsworkshops genauer zu reflektieren. Abseits vom Tagesgeschäft kann eine solche gezielte „Auszeit“ dazu genutzt werden, über die Faktoren der Zusammenarbeit im Projektteam nachzudenken. Und hier kann jeder etwas beitragen: dem anderen genauer zuhören, ihn besser kennenlernen und sich selbst den anderen auch mal von einer anderen Seite zeigen. Dabei wird schnell klar: Als Teammitglied ist man nicht nur „Opfer“ des Teamworks, sondern man ist selbst auch immer Mit-Gestaltalter und Mit-Steuerer der Arbeitsbeziehung. Eine gute Teamentwicklung setzt damit die Bereitschaft aller voraus, über die jeweiligen Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren der Zusammenarbeit zu reflektieren.

Für die Teamentwicklung bieten inzwischen viele Outdoor-Spezialisten und Eventagenturen ihre Dienstleistungen an. Vom Wildwasser-Rafting über Abseilaktionen bis zum Sumo-Ringen wird alles angeboten. Es gibt scheinbar nichts, was man nicht machen kann. Umso wichtiger ist es aber, dass solche Aktivitäten in ein Gesamtkonzept eingebaut sind, das auf der einen Seite ein klares pädagogisches Ziel hat und zum anderen auch die (körperliche und geistige) Fitness der Beteiligten berücksichtigt. Die Outdoor-Erfahrungen müssen übertragbar sein auf die Gruppenkonstellation und damit als Projektionsfläche für die Teamreflexion dienen.

Der Erfolg einer Teamentwicklung setzt zudem die Fähigkeit zur Wahrnehmung und zur Reflexion aller Beteiligten voraus. „Reflexivität der Gruppe“ meint die Fähigkeit der Gruppenmitglieder, offen und gemeinsam über gruppeninterne und -externe Merkmale nachzudenken und diese den Anforderungen anzupassen. Dieses Nachdenken hat nicht nur Auswirkungen auf die inhaltlichen Leistungen des Teams, sondern auch auf nicht-aufgabenbezogene soziale Prozesse, die wiederum auf die Zufriedenheit der Teammitglieder wirken.

Was fördert die effektive Zusammenarbeit im Projekt? Neben inhaltlicher Klarheit und Akzeptanz der Projektziele und der Nachvollziehbarkeit des daraus resultierenden Ablauf- und Terminplans spielen auch zwischenmenschliche und gruppendynamische Aspekte eine wichtige Rolle. Dazu gehören adäquate Rollenstruktur, gegenseitig unterstützendes und wohlwollendes Verhalten im Team, klare Regeln für Entscheidungsfindung, gemeinsame Gruppennormen etc.

In Teamentwicklungsworkshops mit Selbstversorgung lassen sich diese Aspekte wunderbar reflektieren und trainieren. Manche der Aktivitäten können dabei bewusst einfach gewählt werden, wie z. B. die Organisation der Mahlzeiten und der dazugehörigen Küchenteams (wer kocht mit wem was zusammen?) im Vorfeld zu dem Event. Daneben gibt es Aktivitäten als Gemeinschaftserlebnis (z. B. Herstellung eines Käses, Herstellen einer Skulptur in einer Schmiede). Anderes wiederum ist aufwändiger und lässt sich nur mit der Unterstützung von Dienstleistern vor Ort machen (z. B. Canyoning). Wichtig ist aber auch hier: Den Bezug zum Thema Dynamik der Teamarbeit herzustellen, wird vor oder nach einer solchen Aktion reflektiert. Beispiel:

  • Blick zurück: Welche Gedanken und Gefühle hatte man im Vorfeld zu der Aktion? Gab es Schwankungen? Was waren die guten/konstruktiven/unterstützenden Verhaltensweisen, die man erlebt hat? Welche Verhaltensweisen haben es einem erschwert? Wie hat man die Kollegen wahrgenommen? Wovon wurde man z. B. positiv überrascht?
  • Formelle und informelle Spielregeln: Welche Regeln hatten sich in der Übung herausgebildet? Welche Regeln der Zusammenarbeit bestanden/bestehen im Team? Was ist offiziell erlaubt, was ist nicht erlaubt? Welche weiteren, inoffiziellen Regeln und Rituale gibt es? Wie sollen/wollen wir diese Regeln anpassen?
  • Rollenklärung: In welcher Rolle sah man sich in der Übung? War das eine typische Rolle? Was sagen die anderen über einen? In welcher Rolle sieht man sich sonst im Team? Welche Verantwortlichkeiten will man übernehmen/nicht übernehmen?
  • Prozesse: Was lernen wir aus der Aktion für unsere Zukunft? Welche Lehren ziehen wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart/Zukunft? Wo/Wie können Prozesse verbessert werden?
  • Feedback: Was kann jeder einzelne noch zu einer guten Zusammenarbeit beitragen?

 

Hier gibt es die vielen kleinen und großen Aha-Effekte, die individuell-persönlichen und die gemeinsam geteilten Erkenntnisse, auf die es letztlich ankommt. Wenn dies gelingt, wird aus dem Teamevent eine Teamreflexion und schließlich eine Teamentwicklung.