Nutzen einer GPM-Zertifizierung

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Organigramm auf Tafel

Wer seine Projektmanagement-Kompetenz zertifizieren lassen möchte, hat durchaus einen entsprechenden Aufwand. Dass sich allerdings die Mühen lohnen, zeigt dieser Erfahrungsbericht von Gerhard Strobel, Projektmanager Level C GPM/IPMA.

Warum haben Sie sich für eine Zertifizierung im Projektmanagement entschieden?
Aufgrund meiner jahrelangen Tätigkeit im Projektmanagement wollte ich meine Kenntnisse durch eine Weiterbildung/Zertifizierung in diesem Bereich ergänzen (innere Motivation). Ebenso bestand in dem Unternehmen, in dem ich beschäftigt war, das Bestreben, den Projektleiterausbildungsstand zu vereinheitlichen.


Warum haben Sie sich für die GPM entschieden?
Vor einigen Jahren wurde in meinem Unternehmen die Möglichkeit geschaffen, innerhalb der Projektleiter durch eine Weiterbildungsmaßnahme zur PMI-Zertifizierung eine Standardisierung zu erreichen und die Kenntnisse bezüglich der Methoden, die die Projektleiter in Zukunft anwenden sollen, zu verbessern. Ich habe an einem PM-Prep-Kurs zu PMI-Zertifizierung teilgenommen und mit den Prüfungsvorbereitungen begonnen. Durch die hohe Arbeitsbelastung in meiner Projektarbeit hatte ich kaum die Möglichkeit, mich in meiner Freizeit ausreichend auf die Prüfung vorzubereiten. Zudem hatte ich Motivationsprobleme mit dem Stil, wie die PMI-Zertifizierung ablief. Es war für mich nicht verständlich, warum die PMI bei der Prüfung kaum systematische Kenntnisse aus dem PMI-Book abfragte, die normalerweise die Guideline für die Projektarbeit darstellen. Die Prüfung basierte auf Multiple-Choice-Fragen, die mit einer speziellen PMI-Denkweise beantwortet werden mussten. Der Zusammenhang zwischen dieser PMI-Denkweise und dem PMI-Book war nicht ersichtlich.

Nach dem Wechsel in ein neues Unternehmen bestand als Zielvorgabe, dass ein Projektleiter eine Zertifizierung benötigt, da dies für einige Lieferanten und Kunden eine Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit diesem Unternehmen war. Somit kam das Thema PM-Zertifizierung wieder auf mich zu. Da ich keinen Bezug der PMI-Zertifizierung für die auszuführende Projektarbeit ableiten konnte, suchte ich nach einer anderen PM-Zertifizierung. Ich entschied mich für die PM-Zertifizierung bei der GPM – IPMA Level D.

Die Gründe hierfür waren:

  • Das Wissen über die Vorgehensweise bei der Projektarbeit und der Anwendung der PM-Methodiken wird erlernt und abgefragt.
  • Die Kenntnisse bezüglich der Verhaltenskompetenzen werden erweitert und bestätigt.
  • Die zu erstellende Transferarbeit kann als ein Musterprojekt für eigene laufende Projekte verwendet werden.

Diese überzeugenden Vorteile konnte ich mit der Realität vereinbaren und gleichzeitig praxisbezogen in meiner täglichen Arbeit als Projektleiter anwenden.

Warum Level D und Level C, wollen Sie noch weitermachen?
Nach der erfolgreichen Absolvierung der IPMA Level D-Prüfung hatte ich nach einer kurzen Ruhephase genügend Motivation, mich für den Level C-Kurs anzumelden. Die dazu nötigen Voraussetzungen erfüllte ich. Meine Fähigkeiten, die ich bezüglich der Projektleitung mitbringe, wollte ich durch eine Prüfung dokumentieren, um damit auch meine Berufsaussichten zu verbessern.
Die Fortführung zu Level B habe ich in Erwägung gezogen, doch muss dafür meines Erachtens genügend Freiraum, beruflich wie privat, vorhanden sein, um dies ernsthaft zum Abschluss zu bringen.

Was hat Ihnen Ihr neu gewonnenes Wissen in der täglichen Arbeit im Projektmanagement gebracht?
Ein gutes Beispiel waren die Übungsworkshops, die in einem Vorbereitungskurs durchgeführt wurden. Zuerst musste die Gruppe Regeln und einen Zeitplan erstellen, bevor die Arbeit angegangen wurde, alle in der Gruppe mussten mitgenommen werden. Durch das konsequente Feedback vom Trainer und das Befolgen seiner Hinweise lernte man nicht nur für die Prüfung, sondern kann so auch schwierige Probleme in der Zusammenarbeit mit seinen Kollegen und den Projektbeteiligten meistern. Auch die Transferarbeit hat mir sehr viel gebracht. Ich habe diese für ein aktuelles Projekt angewendet und mir somit ein Musterprojekt erstellt, das ich für weitere Projekte mit Veränderungen wieder verwenden kann.

Was hat die Qualifizierung Ihrem Arbeitgeber gebracht?
Sie brachte eine Verbesserung bei der Aussage zum Endtermin, wenn es zu unvorhergesehenen Verzögerungen bei bestimmten Arbeitspaketen kommt. Durch die Projektpläne ist es auch einfacher, die tatsächlich angefallen Projektkosten zu ermitteln, und ob die Projektkosten inklusive des Risikobudgets im Plan bleiben. Die Daten aus dem Projektabschluss stehen dann für ein neues Projekt zur Verfügung und erleichtern somit die Planung für das neue Projekt. Diese Daten können des Weiteren für die Preise bei der Angebotserstellung verwendet werden, um das daraus entstehende Projekt noch wirtschaftlicher zu gestalten.

Was machen Sie nun anders bei neuen Projekten?
Schon bei Projektbeginn führe ich jetzt eine ausführliche Umfeld- und Stakeholderanalyse durch. Durch die Bewertung in der Risikoabschätzung werden zusätzliche Maßnahmen definiert. Da diese Maßnahmen mit Kosten verbunden sind, übernehme ich diese auch in den Projektplan, damit die Wirtschaftlichkeit des Projekts ermittelt werden kann. Das bedeutet eine nochmalige Überprüfung des wirtschaftlichen Nutzens der Projektziele gegenüber den Projektkosten. Hier besteht dann die letzte Möglichkeit, auf Zielkonflikte hinzuweisen. Es entsteht somit ein Sollplan, mit dem das Projekt bei Projektende verglichen werden kann. Bei Projektabschluss muss ich alle entstanden Abweichungen verantworten und erläutern. Bei einem strukturierten Vorgehen und dem Anwenden der entsprechenden Methoden können auch schwierige Projektsituationen gemeistert werden und das Projekt somit erfolgreich abgeschlossen werden.

Lässt sich Ihr neues Wissen in Zahlen festmachen?
Eine Steigerung der Effizienz dahingehend, dass bei der Stakeholder- oder Risikoanalyse schon frühzeitig im Projekt Maßnahmen getroffen werden, um später größere Probleme zu verhindern. Anhand von Zahlen kann ich dies jedoch nicht bewerten, da es immer von bestimmten Projektfaktoren abhängt. Anders sehe ich das bei der Einschätzung des Budgetrahmens: Die Genauigkeit des benötigten Budgets lässt sich durch die Sammlung aller Aktivitäten im Projektstrukturplan und der entsprechenden Aufwandsabschätzung für diese Tätigkeiten um mindestens 30 Prozent verbessern. Wiederum schwieriger ist es allerdings bei der Aufwandsschätzung. Da ich als Projektleiter meist nicht die Kenntnisse für die genaue Abschätzung aller Arbeitspakete habe, bin ich abhängig von den entsprechenden Experten oder Kennzahlen. Eine direkte Verbesserung konnte ich hier also nicht feststellen. Ich versuche jedoch, die Qualität der Aufwandsschätzung mit dem Projektteam zu bewerten und nach Möglichkeit entsprechende Risikopuffer einzuplanen. Insofern hat sich schon etwas geändert, ob die Zahlen nun besser geworden sind, kann man erst nach Projektende feststellen.

Was haben Ihnen die Zertifizierungen persönlich gebracht?
Durch die Vorbereitung auf die Zertifizierung habe ich nicht nur die Anwendung von PM-Techniken verbessern können, sondern auch bei den PM-Kompetenzen und PM-Kontext bezogenen Themen sehr viel hinzugelernt. Dies wendete ich sofort bei der Projektarbeit an. Für mich persönlich hat diese Zertifizierung einen sehr starken Praxisbezug.

Würden Sie sich wieder für eine Zertifizierung entscheiden und wenn ja warum?
An einer weiteren Zertifizierung bin ich interessiert, da man sich noch intensiver mit den Tätigkeiten der Projektarbeit beschäftigt. Dies unterstützt seine eigene Vorgehensweise und zeigt neue Möglichkeiten auf, um Projekte erfolgreich abzuschließen.
Eine Zertifizierung verbessert seine eigenen beruflichen Aussichten.