Wettbewerbe und Auszeichnungen im Projektmanagement

Artikel als pdf Datei herunterladen

 

Jährlich veranstalten die PM-Verbände Wettbewerbe zum Thema Exzellente Projekte bzw. Exzellentes Projektmanagement. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, sich an einem der Wettbewerbe zu beteiligen? Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten Wettbewerbe vor.

Die großen PM-Verbände IPMA, PMI und das Best Practice Modell von PRINCE2 fordern neben ihren Zertifizierungen für Projektleiter auch jährlich zur Teilnahme an entsprechenden PM-Best-Management-Wettbewerbe auf. Die Teilnahme an einem Wettbewerb ist eine gute Möglichkeit, seine eigene Leistungsfähigkeit darzustellen und sich im Vergleich mit anderen zu messen. Damit schaffen die Verbände einen zusätzlichen Anreiz für viele leistungsorientierte Projektleiter. Dabei sollte der Interessierte aber genau hinschauen, was von den jeweiligen Verbänden prämiert wird. Denn die Auszeichnungen haben z. T. sehr unterschiedliche Voraussetzungen und unterscheiden sich entsprechend in dem, was prämiert wird.

Warum überhaupt an einem Wettbewerb teilnehmen?
Warum aber sich an einem solchen Wettbewerb beteiligen? Warum macht es Sinn, sich den entsprechenden Aufwand zu machen? Es gibt einige gute Gründe und der Nutzen ist auf verschiedenen Ebenen zu finden:
Wer sich beteiligt, hat zunächst die (pm-)öffentliche Aufmerksamkeit auf seiner Seite. Denn allein schon die Nominierung ist ein Argument, das sich in der unternehmensweiten PR einsetzen lässt. Das gilt sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene. Auch innerhalb des eigenen Unternehmens/Konzerns bekommt die Teilnahme häufig eine entsprechend positive Resonanz.
Für den Projektleiter selbst und sein Team ist die Teilnahme interessant, weil sich mit der Platzierung auch immer ein entsprechendes Feedback der Juroren an die Teilnehmer verbindet. Verglichen wird die gezeigte Projekt (Management) Excellence mit einem Quasi-Benchmark. Ein Feedback von „außen“ kann die Reflexion der eigenen Stärken erhöhen und die Suche nach weiteren Verbesserungsmöglichkeiten unterstützen.

Interesse an einer internationalen PM-Auszeichnung?
International am bekanntesten dürfte der Wettbewerb der PMI in Amerika sein. Jährlich gibt es auf der großen PM Convention die Verleihung des „PMI Project of the Year“ sowie des „PMI Award for Project Excellence“. Wer schon einmal an dieser Verleihung teilgenommen hat, kann verstehen, warum der PMI Award auch inoffiziell als „Oscar des Project Managements“ bezeichnet wird. Eine perfekte Inszenierung des Preises, die Verleihungszeremonie und auch die (Selbst-)Darstellung des Preisträgers gehören hier dazu. Neben diesen beiden Preisen werden noch eine Vielzahl anderer Preise durch die PMI verliehen, die bei weitem aber nicht so sehr das Rampenlicht genießen wie diese beiden Auszeichnungen.
Ebenfalls international ausgerichtet sind die Auszeichnungen der IPMA. Neben den Auszeichnungen für besondere Leistungen und Forschungstätigkeiten ist der wichtigste Preis der jährlich vergebene Project Excellence Award. Im Unterschied zu den PMI Awards wird hier nur ein Excellence-Preis, dafür aber in 3 unterschiedlichen Projektgrößen, vergeben. Auch die Verleihung ist eher nüchtern-europäisch geprägt, was aber dem hohen Ansehen der Auszeichnung keinen Abbruch tut! Basis bildet das Project Excellence Modell, bei dem zum einen beurteilt wird, inwieweit das PM-Vorgehen exzellent war und inwiefern die Projektergebnisse exzellent waren. Vorgehen und Ergebnisse fließen hier zusammen und lassen die Grenzen zwischen Projekterfolg und Projektmanagementerfolg verschwimmen.

… oder eher national?
Und wie sieht es im deutschsprachigen Raum aus? Hier gibt es wie bei seinem internationalen Pendant (der IPMA) den entsprechenden Project Excellence Award von der deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM). Grundlage der Auszeichnung bildet hier das gleiche Excellence-Modell wie bei dem internationalen Preis. Wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass Unterlagen, Präsentationen oder auch Interviews etc. auf Deutsch durchgeführt werden, was es dem Kandidaten etwas vereinfacht, seine Management-Leistung besser darzustellen. Kriterien für erfolgreiche Projekte nach dem Project Excellence Modell sind:

  • Kundenorientierung
  • Mitarbeiterentwicklung und -beteiligung
  • Partnerschaft mit Lieferanten
  • Führung und Zielkonsequenz
  • Gesellschaftliche Verantwortung
  • Prozesse und Fakten
  • Ergebnisorientierung

 

Projektteams können sich um den Deutschen Project Excellence Award bewerben, wenn sie die folgenden Voraussetzungen erfüllen:

  • Das Projekt muss von mindestens drei Mitarbeitern bearbeitet werden.
  • An dem Projekt müssen mindestens drei voneinander unabhängige Organisationseinheiten beteiligt sein.
  • Die Projektlaufzeit muss zum Zeitpunkt der Abgabe der Bewerbung mindestens sechs Monate betragen haben.
  • Zum Zeitpunkt der Bewerbung muss der entstandene Zeitaufwand mindestens100 Mitarbeitertage betragen.
  • Das Projekt muss entweder abgeschlossen sein, wobei der Projektabschluss zum Zeitpunkt der Bewerbung nicht länger als 12 Monate zurückliegen darf, oder es müssen zum Zeitpunkt der Bewerbung mindestens drei definierte Projektphasen abgeschlossen sein.
  • Das Projekt muss die Definitionskriterien der IPMA Competence Baseline erfüllen.
  • Das Projekt muss für eine Veröffentlichung zugelassen sein.

 

Wesentlich klarer und eindeutiger auf den Management-Aspekt ausgerichtet ist der jährliche Deutsche Project Management Excellence Award der Best Practice User Group (BPUG). Basis dieses Awards ist das Best Practice Model von PRINCE2. Wer das PRINCE2 Handbuch kennt, weiß auch, dass auf den letzten Seiten der sogenannte PM-Healthcheck zu finden ist: eine Sammlung von unterschiedlichen Checklist-Punkten, mit denen die Umsetzung eines Best Practice Projektmanagements überprüft werden kann. Entsprechend sind die Kriterien zur Beurteilung der Project Management Excellence die konsequente Umsetzung dieses Best Practice Models von PRINCE2. Im Einzelnen bedeutet dies:

  • Der Mehrwert muss durch die Anwendung der PRINCE2-Methode erkennbar sein: Es kann also sein, dass die ursprünglichen Projektziele nicht erreicht wurden, weil im Projektverlauf eine Nutzenrevision durchgeführt wurde und ein neuer Business Case erkannt wurde. Ein PRINCE2-Projekt ist immer auf seinen Business Case ausgerichtet. Es kann sogar sein, dass das Projekt abgebrochen wurde, weil erkannt wurde, dass der Mehrwert/Nutzen nicht erreicht wird. Auch dies gilt als eine richtige Managemententscheidung, die positiv berücksichtigt wird.
  • Positiv bewertet wird auch das erkennbare und sinnvolle Tailoring der Anwendung von PRINCE2: Es muss die Individualität und Souveränität des Projektmanagement-Handelns erkennbar sein gegenüber dem reinen Verwalten eines PM-Tools, z. B. in einem PMO.
  • Es muss die Berücksichtigung der Projektumgebung erkennbar sein: Unternehmen, Tool-Landschaft, Situation des PM-Dienstleisters.
  • Die PRINCE2 Methodik im Sinne der PRINCE2-Prinzipien, Prozesse und Dokumente muss nachweisbar sein.

 

Während also der GPM Excellence Award Projekterfolg und Projektmanagement-Handeln zu jeweils 50 Prozent berücksichtigen, ist der BPUG-Award ausschließlich ein Management Excellence Award. Und noch ein Unterschied besteht: Der formale Dokumentations-Aufwand bei der Bewerbung für den GPM Award ist ungleich größer als bei BPUG – die Formulare liegen dazu im Downloadbereich der GPM. Und: Für die Teilnahme am GPM Award werden mit der Einreichung der Bewerbung netto 1.300 Euro (GPM Mitglied) bzw. 1.950 Euro (Nicht-Mitglied) fällig. Außerdem muss der Kandidat die Kosten der Präsentationen und für den Vor-Ort Besuch der Assessoren aufkommen. Der BPUG-Award lässt dem Bewerber wesentlich mehr Freiheitsgrade in der Darstellung und ist auch mit keinerlei Kosten verbunden.

Wer auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich beeilen – denn für alle Auszeichnungen gibt es entsprechende Bewerbungsfristen – auch verschiedene Schritte im Bewerbungsverlauf einzuhalten. Es wäre schade, wenn durch formalen Fehler eine Riesenchance für das eigene Projektmanagement verloren ginge. Denn feststeht: Gewonnen hat auf jeden Fall schon der, der sich dem Wettbewerb stellt!