Digitalisierung und Arbeitsqualität – Feierabend in Gefahr?

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Digitalisierung und Arbeitsqualität

 

11.01.2017: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat eine Umfrage durchgeführt, die herausfinden sollte, wie es um die Arbeitsbedingungen in Deutschlands Büros steht. Am DGB-Index „Gute Arbeit“ beteiligten sich rund 10.000 Beschäftigte. Das überraschende Ergebnis dieser Studie: Viele Arbeitnehmer sehen sich durch die fortschreitende Digitalisierung überfordert oder fühlen sich gestresster, als noch vor einigen Jahren.

Diensthandy und Arbeitslaptop haben in vielerlei Hinsicht das Arbeiten einfacher und angenehmer gemacht. Im Zug auf dem Weg zur Tagung die E-Mails bearbeiten oder die Besprechung vor dem Lenkungsausschuss für den nächsten Tag vorbereiten? Alles kein Problem, da inzwischen beinahe überall WLAN zur Verfügung steht. Doch wie überall hat auch diese Entwicklung Schattenseiten: Wenn kurz vor dem zu Bett gehen noch das Handy neue E-Mails anzeigt oder der Chef eine Frage zum aktuellen Stand des Projektes hat, fällt es schwer, zur Ruhe zu kommen. Gegenüber dem DGBIndex gaben 29 Prozent der Befragten an, keinen Einfluss auf die Gestaltung ihrer Arbeitszeit zu haben. 36 Prozent bestätigten außerdem, keinen Einfluss auf die zu erledigende Arbeitsmenge zu haben. Gefährdet damit die Digitalisierung den Feierabend?

Work-Life-Balance gestalten
Wie so oft ist diese Frage nicht eindeutig mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. Denn in derselben Umfrage räumten 25 Prozent der Befragten ein, dass sie ihre Arbeit in sehr hohem Maße selbstständig planen und einteilen können. Außerdem gaben 21 Prozent der Probanden an, dass mit der Digitalisierung des Arbeitsplatzes ihre Work-Life-Balance besser geworden ist. Dass die Grenze zwischen Arbeitsplatz und Privatleben zunehmend verschwimmt, hat also nicht nur negative Aspekte. Die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeitszeit in unserer heutigen Zeit können wir als große Chance sehen. Doch um daran nicht kaputt zu gehen und den Feierabend zur Erholung zu erhalten, erfordert gute Kommunikation und viel Selbstorganisation. Das gilt für die leistungsorientierte Projektarbeit in besonderem Maße.

„I, Robot“
Film „I, Robot“ aus dem Jahr 2004 stellen sich die „Robots“ gegen die Menschen, indem sie ihre künstliche Intelligenz zu einem eigenen Willen weiterentwickelt haben. Damit wir uns in unserer Arbeitswelt nicht von Maschinen unterjochen lassen, müssen wir eine klare Grenze ziehen zwischen Beruf und Privatleben.
Hierfür ist zunächst klare Kommunikation erforderlich. Wer von zuhause aus am Projekt arbeitet, sollte seinen Kollegen und dem Vorgesetzten mitteilen, in welchem Zeitraum man erreichbar ist und wann nicht. Telefonate und Mails außerhalb dieses Zeitfensters müssen damit rechnen, erst am nächsten Tag bearbeitet zu werden. Daran müssen sich auch die Projektleiter halten. Nur weil ein Mitarbeiter ein Diensthandy hat, heißt das nicht automatisch, dass er rund um die Uhr auch erreichbar sein muss.

Einfach mal abschalten
In Sachen Smartphone raten Arbeitspsychologen ohnehin zu zwei unterschiedlichen Geräten für Privates und Berufliches. Auch in Bezug auf Telefonnummer und E-Mail-Adresse halten sie es für ratsam, verschiedene Nummern beziehungsweise Adressen zu verwenden. Wer nicht zwei Handys mit sich herumtragen möchte, hat die Möglichkeit ein Dual-Sim-Handy zu verwenden.
Trotz technischer Möglichkeiten zur Eingrenzung des beruflichen Mailverkehrs, fällt es vielen Mitarbeitern oft schwer Büronachrichten zu ignorieren. Um dennoch ausreichend Erholung für den nächsten anstrengenden Projekttag zu tanken, sind alle mobilen Endgeräte mit einem „Aus-Knopf“ versehen, der bis zum nächsten Morgen Nachrichten des Chefs ignorieren lässt.

 

Autor:

Clarissa Beck
Redakteurin - PMSTATUSREPORT

Kontakt: Redaktion@pmstatusreport.de