Neues von der ICB 4.0

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Neues von der ICB 4.0

 

02.03.2017: Die neue Prüfungsordnung nach der ICB 4.0 beschäftigt die IPMA schon lange und immer wieder wurde der Starttermin dafür verschoben. Im kommenden Jahr soll sie nun endlich in Kraft treten. Was erwartet die künftigen Kandidaten bei den Prüfungen nach der ICB 4.0?

Die neue EINE Prüfungsordnung
Ziel der neuen Prüfungsordnung ist die Harmonisierung der verschiedenen Zertifizierungsverfahren zwischen den verschiedenen Mitgliedsorganisationen. Bislang war es so, dass die verschiedenen Mitgliedorganisationen der IPMA (GPM, PMA, SPM etc.) selbst entscheiden konnten, wie das jeweilige Zertifizierungsverfahren aussehen sollte. Das führte gerade in Grenzregionen zu einem „Prüfungstourismus“, wenn Kandidaten der Meinung waren, im Nachbarland wäre die Zertifizierung einfacher zu bestehen. Die ICB 4.0 soll einerseits dem Einhalt gebieten und zudem die internationale Vergleichbarkeit der Prüfung garantieren.

Fragenpool statt Prüfungsbogen
Bei den (alten) Prüfungen nach der ICB 3.0 hatte die deutsche PM-ZERT drei Versionen fertig gedruckter Tests je Level in ihren Regalen liegen. Vor einer Prüfung holte sich der Prüfer/Assessor die entsprechende Menge an Testheften ab, um sie in der Prüfung an die Teilnehmer auszuteilen. Bestand jemand einen schriftlichen Test nicht, musste der Prüfer bei der Wiederholungsprüfung eine andere Version auswählen. Diese Prüfungsbögen waren allerdings einander sehr ähnlich, sodass ein Bestehen bei der Wiederholungsprüfung fast sicher war. Gleichzeitig begannen die Trainer ihre Teilnehmer immer besser auf die Prüfungen vorbereiten, weil sie die Prüfungsfragen ehemaliger Teilnehmer gesammelt hatten.
Bei den Prüfungen nach der ICB 4.0 wird dies deutlich schwieriger. Denn künftig dürfen nur noch 20% gleicher Fragen in den einzelnen Prüfungen vorkommen. Das bedeutet: Es bedarf eines wesentlich größeren Fragenpools, aus dem die jeweiligen Prüfungsfragen zusammengestellt werden.

Das ändert sich…
…für die Level D-Zertifizierung

Nach Beantragung und Wissens-Selbsteinschätzung kann der Transfernachweis eingesetzt werden, um die dreistündige Wissensprüfung (50% davon als Multiple Choice; aus vier Antwortalternativen muss jeweils die eine richtige ausgewählt werden) auf zwei Stunden zu verkürzen. In Zukunft wird es keine mündliche Prüfung mehr geben. Und: Für eine Level D-Re-Zertifizierung müssen zukünftig 35 Stunden Weiterbildung plus Erfahrung nachgewiesen werden.

…für die Level C-Zertifizierung
Für die Level C-Zertifizierung wird es nach der Beantragung einen dreistündigen schriftlichen Test geben. Die theoretische Prüfung IPMA C wird nur aus offenen Fragen bestehen. Die Zertifizierungsstelle kann wählen, ob der Kandidat ein intensives Interview (z.B. auch mit Rollenspiel) oder ein kürzeres Interview mit einem Beobachtungs-Workshop zu machen hat.

…für die Level B-Zertifizierung
Für die Level B-Zertifizierung gibt es künftig eine eigene Prüfung (und nicht mehr wie bisher zusammen mit dem Level C). Dabei müssen die Teilnehmer zunächst ein Executive Summary (15 Seiten) einreichen (vergleichbar mit dem heutigen Projekterfahrungsbericht) und einen schriftlichen dreistündigen Test (nur mit offenen Fragen) ablegen. Anschließend können die Kandidaten zwischen zwei Pfaden wählen: Für eine Level B-Zertifizierung im Handlungsfeld Programm/Portfolio gibt es ein ausführliches Interview, für eine Level B Zertifizierung im Projektmanagement gibt es ein Assessment-Center und ein anschließendes Interview.

…für die Level A-Zertifizierung
Für eine Level A-Zertifizierung braucht der Kandidat neben dem Executive Summary (maximal 15 Seiten) zwei Referenzen und einen Report (25 Seiten). Auch hier gibt es zwei Pfade zur Auswahl: Für Programm/Portfolio-Manager gibt es ein intensives Interview und für das Handlungsfeld Projektmanagement ein Assessment-Center und ein Interview. Im Gegensatz zu den anderen Zertifizierungsstufen entfällt hier der schriftliche Test.

Fazit
Vieles ist noch unklar, vieles wird diskutiert, nichts ist entschieden - so lautet der Status Quo zur Entwicklung der Prüfungsrichtlinien nach der ICB 4.0, auch wenn einige Details bereits bekannt sind. Deshalb lautet der Rat an alle Projektmanager: Wer sich zertifizieren lassen möchte, sollte dies auf jeden Fall noch dieses Jahr machen, danach beginnt die große Unsicherheit.

 

Autor:

Mark Reuter
ATP der GPM

Kontakt: Redaktion@pmstatusreport.de