Ist die PM-ZERT überfordert?

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PM-ZERT Kritik

 

01.03.2017: Fehlende Kommunikation, merkwürdige Prüfungsergebnisse und arrogantes Auf-treten prägen das Bild der PM-ZERT bei Teilnehmern. Denn in jüngster Zeit häufen sich Fälle, bei denen Prüfungskandidaten an der PM-ZERT scheitern. Zum Teil bestehen sie die Zertifizie-rungen aus fragwürdigen Gründen nicht oder sie werden schon gar nicht zur Prüfung zugelas-sen. Dass gewisse Standards eingehalten werden müssen, ist ganz klar. Allerdings werfen meine drei Beispiele die Frage auf, ob die Assessoren der PM-ZERT oder die Geschäftsstelle möglicherweise mit ihren Aufgaben überfordert sind?

Fall 1: Formalismus
Der Antrag eines Level A-Kandidaten wurde mit dieser Begründung abgelehnt:

„Guten Tag, unsere Assessoren haben uns [Geschäftsstelle der PM-Zert in Nürnberg] folgende Infor-mationen mitgeteilt: In Ihrem speziellen Fall konnte die Zulassung nicht für den von Ihnen gewünschten IPMA Level A ausgesprochen werden. Die Begründung entnehmen Sie bitte der nachstehend zitierten Assessoren-Empfehlung: Die Einträge in Punkt B für die Portfolios 1,2,3 sind identisch und damit unspezifisch. Daher ergibt sich als Nachforderung eine Überarbeitung der Section B mit spezifischen Details zur Leitungstätigkeit, der Weiterbildung der Projektleiter und Einführung/Weiterentwicklung von Projektmanagement-Systemen.“

Nach telefonischer Rückfrage des Kandidaten bei der Geschäftsstelle in Nürnberg und deren Rückfrage wiederum bei einem der Assessoren stellte sich heraus, dass lediglich zwei Zeilen in der Bewer-bungsliste angepasst werden mussten! Dieser Korrekturaufwand umfasste nicht mehr als zehn Minuten Zeit – die Aufregung über die Ablehnung sowie der Ärger über das formalistische Hin und Her dagegen waren enorm. Übrigens: Inzwischen hat der Kandidat Test und Workshop erfolgreich (auf Anhieb!) bestanden und erstellt jetzt noch seine schriftlichen Ausarbeitungen. (*Der Kandidat hat mehr als 13 Jahre internationale Erfahrung in Großprojekten im Anlagenbau).

Was war passiert?
Der Assessor war allem Anschein nach nicht dazu bereit, seine Kritik an der Bewerbung direkt mit dem Bewerber zu besprechen. Alles musste deshalb via „stille Post“ über die Geschäftsstelle laufen. Das Konkretisieren der Bewerbung belief sich am Ende auf zwei Zeilen einer Tabelle. Auf den Kandidaten wirkte das wie purer Bürokratismus.

 

Fall 2: Fragwürdiges Korrekturergebnis
Nachdem ein Teilnehmer mehrere Wochen auf sein Level C-Zertifikat gewartet hatte, bekam er von der PM-Zert Geschäftsstelle die Information, er habe gar nicht bestanden. Der Teilnehmer schrieb daraufhin:

„Sehr geehrte PM-Zert, Auf Grund der Rückmeldung der Assessoren am Prüfungstag, „Sie haben Ihre Zertifizierung erfolgreich bestanden", sowie dem Feedback der Assessoren, dass im PEB „nichts zu verbessern“ sei, wundert mich Ihre Rückmeldung sehr, dass ich nun doch nicht bestanden hätte [von mindestens 60 Punkten hatte der Kandidat nur 56 Punkte]. Laut Aussage der Assessoren am Prü-fungstag hatte ich aber mit „gut" abgeschlossen.(…) Ich möchte das Ergebnis so nicht im Raum stehen lassen, da das Feedback an den Prüfungstagen ein ganz anderes war. Ich bitte um eine Zweitkor-rektur“.

Die Antwort der PM-ZERT fiel folgendermaßen aus:

„Sehr geehrter Teilnehmer, auf Ihren Wunsch hin haben wir gestern Ihren eingereichten PEB zur Zweitkorrektur an einen unabhängigen Assessor zur Prüfung weitergleitet. Das Ergebnis der Zweitkorrektur lautet: 47,4 Punkte. Der Projekterfahrungsbericht ist somit nicht bestanden und muss wiederholt werden. Bitte beachten: Jeder Prüfungsteil darf nur 1 Mal wiederholt werden.“

Was war passiert?
Die PM-ZERT Geschäftsstelle hatte das Ergebnis nicht an den Kandidaten kommuniziert. Erst als der Teilnehmer von sich aus nachfragte, bekam er die Information, dass er gar nicht bestanden hätte. Und: Die Assessoren hatten am Prüfungstag eine ganz andere Aussage gemacht. Und schließlich: Die Zweitkorrektur ergab dann ein deutlich schlechteres Ergebnis: Von ursprünglich 56 Punkte nur noch 47,4 Punkte beim PEB! Eine so große Differenz bei der Bewertung erweckt doch den Eindruck der völligen Beliebigkeit. Vielleicht ließe sich eine Differenz von ein bis zwei Punkten als unterschiedliche subjektive Einschätzung der Assessoren erklären, aber ein Unterschied von mehr als acht Punkten ist doch sehr merkwürdig.

 

Fall 3: Keine Kommunikation
Wiederum hatte ein Level C-Kandidat keine Rückmeldung und kein Zertifikat erhalten und fragte bei der PM-ZERT Geschäftsstelle nach. Diese schrieb:

„Nach Rücksprache mit den Assessoren soll ich Ihnen nachstehende Antwort weiterleiten: "Sehr ge-ehrter Teilnehmer, Ihr PEB konnte nicht positiv bewertet werden, weil vor allem die Frage 1 zumeist mit theoretischen Ausführungen aus dem PM ohne konkreten Bezug zu Ihrem Projekt beantwortet wurde; oft waren Schilderungen des Projektgeschehens ohne Reflektion an den vorgegebenen Fragen zu lesen. Fazit: Den PEB überarbeiten und neu einreichen. Die vorgegebene Gliederung lt. Anleitung zum PEB strikt einhalten. Die von Ihnen in der ursprünglichen Arbeit bearbeiteten Elemente sind zu ergänzen hinsichtlich: Frage 1 „Warum war das PM-Element für das behandelte Projekt von Be-deutung?“ Frage 2 „Was hat in Bezug auf das PM-Element gut funktioniert, was könnte verbessert werden?“ Die Beantwortung ist stichwortartig in zwei bis drei Anstrichen pro Frage und Element vor-zunehmen. Bitte kennzeichnen Sie Ihre Ergänzungen farblich. Wenn es noch Unklarheiten gibt, kon-taktieren Sie mich bitte. Ergänzung: Wir haben Ihnen in der Runde abschließend zu den bestandenen Prüfungsteilen gratuliert. Sollte es unsererseits keine klare Aussage zu dem nicht bestandenen PEB gegeben haben, so kann ich mir das nicht erklären, bitte Sie jedoch um Entschuldigung."

Was war passiert?
Wieder gab es keine klare Kommunikation des Prüfungsergebnisses an den Teilnehmer und wieder musste der Teilnehmer selbst aktiv werden. Immerhin wird in diesem Fall eine gewisse Kompromiss-bereitschaft gezeigt, indem der Teilnehmer eine klarere Anweisung erhält, wie er die bemängelten Stellen nacharbeiten kann und der Assessor ist für Rückfragen erreichbar.

Fazit
In den GPM-Kursen lernen die Teilnehmer, Feedback möglichst konkret und klar zu formulieren, damit eine Verbesserung zielt werden kann. Sie lernen Kommunikation empfängergerecht auszurichten. Was dann aber die Teilnehmer von der PM-ZERT erfahren, ist genau das Gegenteil. Warum verhalten sich die Geschäftsstelle der PM-ZERT beziehungsweise ihre Assessoren so intransparent, unklar und/oder formalistisch? Übertriebener Formalismus löst in der Regel Unverständnis und Widerwille aus, Intransparenz wirkt auf den anderen arrogant und überheblich. Aus meiner Sicht hat hier die PM-ZERT dringenden Verbesserungsbedarf! Schreiben Sie mir, wenn Sie ähnliche oder andere Erfahrungen gemacht haben!

 

Autor:

Mark Reuter
ATP der GPM und Geschäftsführer dynamis GmbH

Kontakt: Redaktion@pmstatusreport.de