Wertschätzende Kommunikation im Projekt


Jeder Mensch trägt zum Erfolg Deines Projektes bei.


Wirklich jeder? Gibt es da nicht auch die ewigen Bedenkenträger, Blockierer oder vielleicht auch die Kritiker, die aktiv gegen mein Projekt vorgehen? Ja, es gibt sie, aber gerade in deren Beweggründen liegen oft Motivationen, die mir Impulse und Anregungen geben und die mir helfen, über meinen eigenen Horizont hinaus zu denken. Wenn ich diese Denkmuster aufgreife und mir überlege, was das für mich und mein Projekt bedeutet – erhöhe ich die Chancen, das Projekt auf eine breitere Basis zu stellen und den Projekterfolg zu sichern.

„Die Landkarte ist nicht die Landschaft" ist ein Grundsatz der modernen Kommunikationstechniken. Das heißt, das Bild der Wirklichkeit eines Unternehmens, das ich in meinem Kopf habe, ist ein selbst konstruiertes Bild und meine eigene Interpretation. Um ein Projekt zielgerichtet zu steuern,  benötige ich eine umfangreiche innere Landkarte, die die Komplexität eines Unternehmens in ausreichender Genauigkeit widerspiegelt. Und dies erreiche ich, indem ich die Sichtweisen von anderen integriere.

Wie kann ich das erreichen?

Erstmal hilft mir mein direktes Umfeld: Projektmitglieder, mein eigener Chef oder mir nahestehende Führungskräfte des Unternehmens. Deren Meinungen decken schon mal eine gewisse Bandbreite ab. Die mir nahe stehenden Menschen sind mir aber auch oft ähnlich, so dass ich leicht "betriebsblind" werde. Input von anderen Meinungen und Wirklichkeitsbetrachtungen fehlen. Um dies zu verhindern, kann ich Kollegen in meinem Unternehmen genau zuhören, die eben nicht meiner Meinung sind und ein anderes Weltbild vertreten. So kann ich mein Verhalten auf einer breiteren Basis aufbauen und mein Projekt leichter zum Erfolg bringen.

So weit so gut, aber wie kann das schließlich gehen?

Kern dabei ist die innere Haltung: Jeder Mensch hat seine guten Gründe, sich so zu verhalten, wie er das eben tut (oder auch "Ich bin ok und Du bist ok" genannt). Der Versuch, diese Haltung zu verinnerlichen, bildet die Grundlage des Handelns. Von der Haltung ist es dann ein kleinerer Schritt zum Verhalten.

Was sind die eigentlichen Motive?

Ein Beispiel: In einem seit einem Jahr festgefahrenen Konflikt in einem Unternehmen bin ich davon ausgegangen, die Abteilung xyz will „bloß keine zusätzliche Arbeit übernehmen und ist generell nicht aufgestellt, das Problem zu lösen". Tatsächlich konnte ich in Gesprächen, in denen ich mir immer wieder oben genannte Grundsätze still und leise vor mich hingesagt habe, Folgendes herausfinden: Dem Abteilungsleiter ging es primär um Abgrenzung. Er wollte keine Verantwortung für Dinge übernehmen, die er selbst nicht beeinflussen konnte. Und so konnten wir eine klare Vereinbarung treffen, welche Tätigkeiten er in dem Projekt übernehmen sollte. Ein Kritiker wurde so zu einem integralen Bestandteil des Projektes.

Ist alles Interpretationssache?

Ein weiteres Beispiel: Der Satz eines Kollegen „Wir haben eh keine Kapazität dafür" und meine Interpretation davon, „die haben eh keinen Bock" konnte ich umdeuten in: „Uns ist die Qualität unserer Ergebnisse wichtig, ebenso die Zuverlässigkeit, dass wir unsere Kernaufgaben auch angemessen erledigen". Diese Formulierung konnte ich leichter im weiteren Projektverlauf berücksichtigen.

Dies kann ich (fast nur) im Gespräch und im direkten Kontakt herausfinden. Der Invest in persönliche Gespräche ist meiner Meinung nach zwar zeitaufwendig und oft persönlich herausfordernd, zahlt sich aber mittelfristig aus.

Wie kann das konkret funktionieren?

Neben der oben erwähnten Grundhaltung (auch Wertschätzung genannt) gibt es konkrete Methoden in der Literatur. Meine favorisierten Schritte sind:

  •  aktiv zuhören in der jeweiligen Situation
  • zu unterscheiden zwischen der konkreten Beobachtung und meiner Interpretation davon (z. B. Der Unterschied zwischen "Ich habe den Kollegen xyz nicht in dem Meeting getroffen" und "Kollege xyz ist unzuverlässig")
  • zu versuchen, die guten Gründe hinter dem Handeln des anderen zu verstehen (Was treibt ihn an? Welche Bedürfnisse erfüllt er sich damit?)
  • mir meiner eigenen guten Gründe klar zu werden (Was treibt mich an?)
  • so zu handeln, dass sowohl meine Bedürfnisse, als auch die des anderen erfüllt werden

Oft genug hat mir auch geholfen, "einfach" mal zu fragen: "Was sind Ihre guten Gründe, dies zu tun?"

Fazit

Der Umgang mit Menschen im Umfeld meines Projektes ist (einer) der Schlüssel zum Erfolg.  Und dabei ist die grundsätzliche Haltung der Wertschätzung einer der zentralen Bestandteile – sie hilft mir nicht nur bei dem Erreichen meiner Ziele, sondern ganz nebenbei erlebe ich ein erfülltes Arbeiten und es macht auch noch mehr Spaß! Probieren Sie es aus!

 

Autor:

Axel Schmidmeier
Ingolstadt
axel_schmidmeier@hotmail.com

 

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